Kleinformate

Die mediale Revolution des Internets führt zum Paradox, dass wir uns immer engmaschiger miteinander vernetzen, sich aber das einzelne Subjekt innerhalb dieser kommunikativen Struktur zunehmend isoliert, sich hinter dem Bildschirm abschirmt. Angesichts des sich verbreitenden narzisstischen Selbstbildes, stelle ich die Frage, was sich jenseits der inneren psychischen Medien der Bilder und Worte befindet in denen sich unsere Gedanken, Fantasien und Emotionen formulieren. Die von Lacan als ‘Spiegelstadium’ bezeichnete Entwicklungsstufe des Menschen, in der sich das Kleinkind zum ersten mal als von der Außenwelt abgetrennte Einheit erkennt, initiiert in der psychohistorischen Evolution das Medium des Imaginären. Das Selbstbild ist das erste Bild, dass in unseren Verstand Einzug hält, aber wie sieht die Welt bevor diesem Schlüsselmoment aus, in der die Kategorien Subjekt und Objekt in der Perzeption der Welt noch nicht vorhand sind? In der Annahme, abstrakte Kunst sei eine Methode sich an diese diffuse Welt des Fötus/Kleinkindes zu erinnern, versuche ich also durch die Malerei bzw. Zeichnung das Imaginäre und die symbolische Ordnung wieder zu verlassen und in den unmittelbaren schizogenen Zustand jenseits jeglich Darstellung einzutauchen. Ein Zustand in dem alles miteinander verbunden ist, in dem aber anders als in der digitalen Gesellschaft kein Narzissmus existieren kann, weil es noch kein Subjekt gibt, an dem er kondensieren könnte. Entlang dieser Gedanken verstehe ich meine Arbeiten als Explosionszeichnungen des ur-sprünglichen Gedankengebäudes, oder aber auch als Mindmaps im Sinne einer Karte innerer abstrakter Welten. Auflösung der Gegen-stände, Camouflage mit der Welt!