"Das Gras am Strand mit tiefer blauer Walnussnote"

Werkstück der Arbeit "Alleschs aufregende Auseinandersetzung mit Aspekten alltäglicher Ambivalenz/Ambiguität"

"In der Zughalle am Hauptbahnhof hängen gigantische Sterne an funkelnden Girlanden von der Decke — in silbern und golden. Sie haben dicke Bäuche und in der Mitte der Bäuche nasenartige Wölbungen. Der Bauch wird zum augenlosen Gesicht. Während ich auf meinen Zug warte, fürchte ich um mein Leben. Zum fünften Mal innerhalb weniger Minuten wurde ich beinahe von einer tieffliegenden Taube erstochen. Jetzt schreibe ich darüber, aber falls mich wirklich noch eine mit ihrem nach Brot (oder anderen Snacks) gierenden Schnabel aufspießen sollte, wird mir das ordentlich zusetzen. Sofern ich noch beide Augen habe, werde ich mir sicher Gedanken wegen allen möglichen potentiellen Krankheiten machen, die mir die besagte Aufspießer-Taube mit ihrem Schnabel direkt in meine Adern injiziert haben könnte. Sterne und Tauben und dazu ein Laden, der 'Würstl' bewirbt." (Aus meinem Buch "Das Gras am Strand mit tiefer blauer Walnussnote")

Seit der Moderne, der Aufklärung und dem Streben nach einer Gesellschaft, die vor allem über Vernunft und Ordnung funktionieren soll, ist der Wunsch, Ambivalentes und Ambiges zu beseitigen, gestiegen. Denn Ambivalentes und Ambiges sind uneindeutig — und können damit Unsicherheit und Angst auslösen. Damit passen sie nicht in den Wunsch einer übersichtlichen Ordnungs-Gesellschaft, die stets die Kontrolle behalten möchte.

In meiner Arbeit habe ich mich ganz persönlich und frei dem Thema der Ambivalenz und der Ambiguität im Alltag genähert. Das Ergebnis ist ein Buch, das aus Texten und Bildern besteht. Bei den Bildern handelt es sich um zahlreiche Monotypien, Radierungen, Linoldrucke und Zeichnungen. In der Kombination der verwendeten Medien liegen die Vieldeutigkeit und die Zwiespältigkeit, die sich den Lesenden im Buch als ganz persönliches Leseerlebnis eröffnen.

 

 

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